Der erste Friedhof für Mensch und Tier entsteht in Essen
In Essen-Frintrop werden bald Menschen mit ihrem Haustier in gemeinsamen Urnengräbern bestattet
In Essen-Frintrop werden bald Halter und Haustier gemeinsam in Urnengräbern bestattet. Ein Unternehmen hat die Fläche auf dem Bergfriedhof gepachtet.
Wer nach dem Tod neben seinem verstorbenen Hund, Hamster oder Hasen ruhen möchte, kann das künftig in Frintrop. Dort hat die Deutsche Friedhofsgesellschaft, ein Familienunternehmen aus Bonn, eine Fläche auf dem Bergfriedhof gepachtet und kündigt nun an, die ersten Urnengräber in Deutschland anzubieten, in denen Halter mit ihren Haustieren gemeinsam bestattet werden. Die Einweihung ist für den 10. Juni geplant.
„Unser Hafen“ lautet der Name der neuen Friedhofsform, die von Judith Könsgen geleitet wird: „Nachdem wir immer wieder auf einen gemeinsamen Friedhof für Mensch und Tier angesprochen wurden, haben wir uns für diesen ungewöhnlichen und innovativen Schritt entschieden.“ Auf rund 1000 Quadratmetern entsteht jetzt ein eigenständiger Friedhof, samt eigener Satzung und vor allem einer deutlichen Abgrenzung zu den evangelischen Ruhestätten. Dafür muss allerdings die frisch gepflanzte Hecke noch wachsen.
Mensch und Tier im Grab vereint „Wir wissen durchaus, dass es Menschen gibt, die diesem Thema nicht aufgeschlossen gegenüber stehen“, sagt Wilhelm Brandt von der Friedhofsgesellschaft. Mit dieser arbeitet die evangelische Gemeinde in Frintrop seit vielen Jahren zusammen, sagt deren Pfarrer Fritz Pahlke. „Die Tiere sind Mitgeschöpfe, und viele Menschen hängen sehr an ihrem Haustier“, erklärt der Pfarrer, der daher bei der neuen Bestattungsform weder ethische noch moralische Bedenken habe.
Mensch und Tier werden ohnehin erst im Grab vereint. Denn sowohl die Trauerfeier, als auch die Einäscherung und Überführung finden zunächst getrennt statt. Dafür sind entsprechende Krematorien und Bestatter zuständig. Die Friedhofsgesellschaft bietet ausschließlich das Grab an, übernimmt aber auf Wunsch die Organisation auch in Zusammenarbeit mit externen Bestattern.
Bis zu sechs Urnen, höchstens zwei davon dürfen für die Halter sein Die Grabpflege wird übernommen, wenn der Tierhalter ein Freundschaftsgrab im Gräberfeld wählt. Dann kümmert sich ein Gärtner während der gesamten Ruhefrist von bis zu 20 Jahren um die Ruhestätte. Diese Pflege ist im Preis von 1725 Euro inbegriffen. Jede weitere Bestattung in dieser Grabform kostet 330 Euro. Bis zu sechs Urnen sind möglich, höchstens zwei davon dürfen für die Halter sein.
Beim Familiengrab können zwölf Urnen bestattet werden, unabhängig davon, ob es sich um die Asche von Angehörigen oder um die des Wellensittichs und Meerschweins handelt. 2300 Euro kostet diese Option, der Preis für weitere Bestattungen liegt ebenfalls bei je 330 Euro. Die Pflege gibt es zum Aufpreis. Zudem können auf dem Familiengrab Grabstein oder Stele stehen, denn das kann individuell gestaltet werden.
Wer seine letzte Ruhestätte zu Lebzeiten selbst planen möchte, dem bietet das Unternehmen die Vorsorge an. Dabei geht es auch um die Finanzierung und Fragen wie: „Was passiert mit dem Tier, wenn ich zuerst sterbe“, sagt Judith Könsgen, die überzeugt ist, dass die Aussicht für Tierhalter, den letzten Weg mit der geliebten Katze oder dem Kaninchen zu gehen, „etwas sehr Tröstliches sein kann.“