ZitatIn Estland haben mehrere Männer ein wildes Tier aus einem Fluss gerettet. Die Bauarbeiter waren am Sindi-Damm am Fluss Parnu in Tallinn tätig, als sie das schwächelnde Geschöpf entdeckten. Nachdem sie sich einen Pfad zu dem Tier freigeschaufelt hatten, bemerkten sie den Ernst der Situation. Das Tier hatte Eisstücke im Fell und reagierte selbst auf die Menschen nicht, die von wilden Tieren normalerweise gemieden werden.
Doch dieses Geschöpf wartete ganz ruhig, bis die Estländer sich genähert hatten. So konnten sie das verängstigte Tier befreien und in eine Decke wickeln. Das Fell des Tieres hatte sich mit dem eiskalten Flusswasser vollgesogen und so mussten alle Mann anpacken, um es von der Strömung des Flusses wegzuschaffen. Anschließend wurde das Tier in eine Tierklinik gebracht – und seine überraschende Identität festgestellt.
Wie einer der Retter den lokalen Reportern mitteilte, war das Tier schwer und musste den gesamten Weg bis zum Fahrzeug getragen werden. Der vermeintliche Hund war schwach und abgemagert und schlief auf den Beinen seiner Retter, während diese den Weg in die nahegelegene Tierklinik auf sich nahmen. Dort stellte man fest, dass das Tier an Hypothermie und Stress litt. Was allerdings nicht festgestellt wurde: es handelte sich um einen wilden Wolf.
Erst ein Jäger teilte den Tierärzten und den Rettern die überraschende Nachricht mit. Wie Tarvo Markson, Chef der Klinik, sagte, wurde der Wolf anschließend in einem Käfig gehalten. Es handelte sich um ein Männchen, das ungefähr ein Jahr alt war. Offenbar war die Rettung für den Wolf in letzter Sekunde gekommen, wie die Ärzte mitteilten. Trotzdem wurde das wilde Tier schnell wieder fit.
Nachdem sich der namenlose Wolf erholt hatte, wurde er mit einem Funkhalsband ausgestattet und wieder in die Wälder Estlands entlassen. Dort sind hunderte Wölfe heimisch, unter die sich der junge Wolf mischen kann. Auch wenn sie Menschen normalerweise meiden, nehmen Wölfe ihresgleichen auf, wenn ein Platz im Rudel frei wird.
Als der Wolf aufgepäppelt und wieder in die Freiheit entlassen worden war, erhielt die verantwortliche Tierklinik einen persönlichen Dank vom estnischen Tierschutzverband.
"Wir freuen uns so sehr über den Ausgang der Geschichte und möchten uns bei allen Beteiligten bedanken – insbesondere bei den Männern, die den Wolf gerettet haben, und den Ärzten der Klinik, die keine Angst davor hatten, das Wildtier zu behandeln und zu füttern."
Wölfe gelten als hochintelligente und soziale Tiere. Sie halten sich von den Menschen verborgen und sind normalerweise nur in den frühen Morgenstunden zu beobachten. Dass dieser Wolf sich seelenruhig hatte befreien lassen, ist wohl der Extremsituation geschuldet, in der sich das junge Tier befand. Ein ausgewachsenes Tier hätte sich womöglich selbst befreien können und die Bauarbeiter unter Umständen sogar angegriffen.
Generell sind Wölfe jedoch friedliche Tiere, die gerade in ländlichen Gebieten einen wichtigen Teil zum Ökosystem beitragen. Erst im letzten Jahr wurde der Wolf in Estland als Tier des Jahres ausgezeichnet.