Viernheim. Wie schafft es ein deutsches Tierheim, im US-Verteidigungsministerium bekanntzuwerden? Mit einer ehemaligen amerikanischen "Hundesoldatin", noch dazu einer "Kriegsheldin". Im Dezember 2015 wurde die Malinois-Hündin "Keish" im Viernheimer Tierheim abgegeben. Ihr Herrchen, ein Amerikaner, war offenbar in die USA zurückgekehrt und hatte "Keish" hier bei seiner Lebensgefährtin zurückgelassen. Diese erzählte von der Spezialausbildung des Hundes und seinem mehrfachen Einsatz in Kriegsgebieten.
Afghanistan-Veteranin "Keish", als sie in Viernheim festsaß
Das Team um Tierheimleiterin Nicole Dalesio ging vor wie bei jedem Neuzugang: Die Hündin wurde einem Tierarzt vorgestellt, eingeschätzt und auf Verträglichkeit getestet. Dann wurde ein Text über sie auf die Tierheim-Homepage gestellt.
Schnell gab es erste Anfragen. Doch ein Hund mit solchem Hintergrund und antrainierter Unverträglichkeit mit Artgenossen (um Ablenkungen zu vermeiden) kann nur in sehr erfahrene Hände gegeben werden. Die fanden sich nicht. Also saß die "US-Kriegsheldin" in ihrem südhessischen Zwinger fest.
Pentagon alarmiert Ausbilder.
Vor wenigen Tagen wurde ihr Schicksal dann auf Facebook veröffentlicht. Fast 50 000 Mal wurde die Geschichte angeklickt, es gab unzählige Kommentare. So wurde auch die amerikanische Organisation "Mission K9 Rescue", die sich um ehemalige "Hundesoldaten" kümmert, darauf aufmerksam. Sie informierte das Pentagon.
Schon einen Tag später standen Mark Gordy, der "Keish" für den Einsatz im Kriegsgebiet ausgebildet hatte, und Christian Görling, dessen Frau sie nach ihrer Ausmusterung "abtrainiert" hat, im Viernheimer Tierheim. Denn seine Kriegshelden lässt Amerika nicht im Stich. Und als solcher gilt auch eine Hündin, die bei ihrem Einsatz in Afghanistan 2,5 Tonnen Sprengstoff erschnüffelt und damit unzählige Menschenleben gerettet hat.
Die erstaunten Tierheim-Mitarbeiter erfuhren, dass "Keish" sogar auf Angriff trainiert und insgesamt neun Monate im Kriegseinsatz war. Dann wurde sie wegen Wirbelsäulenproblemen ausgemustert und sollte eigentlich ein schönes Leben als Hunde-Veteranin leben.
"Das sind die Momente, für die wir unsere Tierschutz-Arbeit lieben. Das Wiedersehen zwischen Mark Gordy und Keish war sehr bewegend", sagt Tierheimleiterin Nicole Dalesio. Die Hündin wird nun erstmal bei ihrem Ausbilder im bayerischen Grafenwöhr leben, bis sie ihre Ausreisepapiere bekommt. Dann geht es nach Chicago zu Christian Görling und seiner Frau. Dort soll "Keish" das Leben führen, das eine echte Hundeheldin verdient.
Der Amerikaner, der "Keish" in Viernheim im Stich ließ, muss übrigens mit einer empfindlichen Strafe der US-Behörden rechnen. Er hatte einen Vertrag unterschrieben, der ihm untersagte, den Hund weiter- oder abzugeben.