Der Kampf der iranischen Behörden gegen alle Formen eines westlichen Lebensstils hat nun auch das in Amerika und Europa beliebteste Haustier erreicht. Seit einiger Zeit kommt Gassi-Gehen für Irans Hunde und Halter einer subversiven Tat gleich.
Die Iranerin Andia mit ihrem Terrier Tommy in Teheran. Die beliebten Haustiere sind im Iran nicht mehr sicher. Foto: AFP
TEHERAN (AFP). Werden sie erwischt, drohen Geldstrafen für den Besitzer und Haft oder noch Schlimmeres für sein Tier. Doch allen Maßnahmen zum Trotz: Hunde sind gefragt wie noch nie, ihr Verkauf boomt. "In den vergangenen Jahren verzeichnete die Nachfrage nach Hunden einen steilen Anstieg", sagt der Tierarzt und Zoohändler Sorusch Mobaraki. "Wir allein verkaufen 15 bis 20 Hunde pro Monat." Für viele Iraner seien die Tiere inzwischen Statussymbol: "Sie wollen einen Hund – so wie man ein Luxusauto besitzen will." Hunde als Haustiere waren jahrzehntelang selten im Iran anzutreffen – nach dem traditionellen Glauben gelten sie als "nadschis" (unrein). Aufgrund ihrer geringen Zahl wurden sie jedoch toleriert; Wach-, Hüte- und Jagdhunde waren ohnehin akzeptiert. Inzwischen aber sind die Behörden alarmiert, weil die in ihren Augen verwestlichte Mittelschicht zunehmend auf den Hund kommt: "Für mich ist sie wie ein Familienmitglied", sagt etwa die 28-jährige Nahal, während sie ihre Spitz-Hündin Torandsch knuddelt.
Berichte über Schoßhunde im Designermäntelchen, die in Luxuskarossen herumkutschiert oder durch die Parks von Teherans Nobelviertel geführt werden, zogen den Zorn konservativer Geistlicher auf sich. Im Juni 2010 verurteilte Großayatollah Naser Makarem Schirsi die Hundehaltung als "blinde Nachahmung" der westlichen Kultur und warnte, die traditionellen Werte könnten zugrunde gehen: "Viele Menschen im Westen lieben ihre Hunde mehr als ihre Frauen und Kinder", wurde er von den Medien zitiert.
Teheran - Wer sich im Iran einen Hund halten will, muss zukünftig nicht nur hohe Geldstrafen fürchten. Der Besitz eines Hundes soll nun auch mit Peitschenhieben bestraft werden
Hund im einzigen Tierheim im Iran
Konservative Abgeordnete im Iran wollen den Besitz von Hunden mit bis zu 74 Peitschenhieben bestrafen. Ein von 32 Abgeordneten eingebrachter Gesetzentwurf sieht zudem hohe Geldstrafen für Hundebesitzer vor, wie die Reformzeitung "Schargh" am Donnerstag berichtete. Zur Begründung heißt es in dem Entwurf, das Spielen oder Spazierengehen mit Hunden oder Affen in der Öffentlichkeit beschädige "die islamische Kultur sowie die Hygiene und den Frieden anderer". Hunde gelten gemäß der islamischen Tradition als unrein und ihr Besitz ist im Iran nicht sehr verbreitet.
Die moderne Ober- und Mittelschicht in Großstädten wie Teheran hält aber zunehmend Hunde als Haustiere. Auch bisher schon drohen bei Kontrollen Ermahnungen oder die Konfiszierung der Tiere. Das neue Gesetz würde die Situation für Hundehalter aber deutlich verschärfen. Dem Entwurf zufolge sollen beschlagnahmte Tiere künftig in Zoos kommen oder in die Wildnis geschickt werden. Ausgenommen werden laut dem Entwurf nur die Hunde von Polizei, Jägern und Bauern. Bereits vor drei Jahren war ein ähnliches Gesetz ins Parlament eingebracht worden, fand dort aber keine Unterstützung.
Grüßle, Tanja Tierschutz ist Erziehung zur Menschlichkeit