Geistige Auslastung, Rennen und Auspowern, den Hund beschäftigen – glaubst Du auch, dass das alles nötig ist, um einen ausgeglichenen und zufriedenen Hund zu haben?
Ich falle mal mit der Türe ins Haus: das ganze Thema wird überbewertet und zeugt nur davon, dass der Mensch noch nicht verstanden hat, worum es seinem Hund wirklich geht. Hunde sind auf der Suche nach Ruhe und einem sicheren Umfeld. Sie möchten sich entspannen, sich bei ihren Menschen zuhause fühlen und die Sicherheit dieses Zuhauses genießen.
Ich habe in den letzten 14 Jahren immer wieder die Erfahrung gemacht, dass vor allem die so genannten Energiepakate unter den Hunden genau das Gegenteil von dem gesucht haben, was viele glauben:
Pausen und Ruhe statt Aktivität und Bewegung kurze Spaziergänge statt stundenlange Runden ein gleichförmiges Tempo statt Sprinten, Rennen und Jagen einen Menschen als Vorbild für Ruhe und Ausgeglichenheit statt einen Impulsgeber für Action und Beschäftigung
Der Grund, warum Hunde „hyperaktiv“ werden ist fast immer in fehlender Führung und Ordnung zu finden. Statt jetzt den scheinbaren Bewegungsdrang zu bedienen wäre es für den Hund viel leichter, eine Struktur vorzufinden und darin Entspannung und Entlastung zu erfahren. Damit ist dann die Ursache für den Bewegungsdrang verändert und das Symptom beseitigt.
Das Ganze ist für viele Hundehalter nur schwer akzeptierbar, weil sich die Überzeugung hartnäckig in den Köpfen der Menschen hält, dass Hunde sich auspowern wollen. Im Leitwolf Training sehe ich jeden Tag, wie dankbar Hunde für einen anderen Weg des Miteinanders sind. Einen Weg, auf dem ein Hund in seinem Menschen Orientierung findet und sich nicht mehr in die Beschäftigung flüchten muss, um halbwegs mit den fehlenden Strukturen klar zu kommen.
Dieser ruhige Weg ist meine Grundüberzeugung und das Fundament für meine Arbeit. Und solange ein Mensch nicht mit seinem Hund spielen kann, solange macht die geistige und körperliche Auslastung des Hundes überhaupt keinen Sinn.
Und wenn sich jetzt in Dir Widerstand regt – kurz innehalten und reflektieren, ob das nicht auch ein Argument für die Richtigkeit dieser Gedanken sein könnte.
Sehr interessanter Artikel, aber ich bin trotzdem der Meinung, dass ein Hund - gerader ein junger Hund - ausgepowert werden muss. Wie ich zu dieser Meinung komme? 10 Jahre Hundehaltung und in dieser Zeit, mit den eigenen und Pflegehunden, 35 verschiedene Charaktere
Ich gehe mit meinen Hunden 2 - 3 mal am Tag.
Morgens eine große Runde, ca. 45 - 60 Minuten. Anschließend gibt es Futter und dann Ruhe, da ich zur Arbeit gehe. Nachmittags wieder eine große Runde, ca. 60 Minuten. Anschließend gibt es wieder Futter und dann Ruhe. Kurz vor dem Schlafen gehen kommen die Hunde entweder in den Garten oder wir gehen noch eine kleine Runde von ca. 15 Minuten.
Mein Rudel ist immer ausgeglichen. Es geht nichts kaputt und es wird nichts zerstört.
Ich bin aber auch kein hektischer oder überaktiver Mensch. Die Runden werden in schnellem Schritt gegangen und sind ca. 5 - 8 km lang. Die Hunde laufen weitest gehend frei und bewegen sich dementsprechend mehr, als ich.
Menschen für Tiere, die sich nicht selbst helfen können!
Auspowern ja, aber dabei nicht übertreiben Manche meinen ja, der Hund muss 10 Stunden bespaßt bzw mit ihm gearbeitet werden, das halte ich für zu streßig für einen Hund.
Grüßle, Tanja Tierschutz ist Erziehung zur Menschlichkeit